Der Süden Korsikas
(Propriano – Senetosa – Feno – Pertusato – Rondinara – Palombaggia – Chiappa – Porto Vecchio)
Wegen des Windes gilt vor allem der Süden Korsikas als potenziell anspruchsvolles Seekajakgebiet. Allem voran die Straße von Bonifacio zwischen Capo di Feno und dem Capo Pertusato. Dieses Mal war die Wettervorhersage und auch -lage vielversprechend, wenngleich ab Dienstag wieder mit Wind gerechnet werden musste:
Tag 1
(abends Propriano → zw. Campomoru und Senetosa)
Also machten wir uns noch im Juni am Samstagabend von Propriano aus auf den Weg, um Campomoru herum noch ein paar Kilometer um einen wunderbaren Strand in einer geschützten Bucht zu finden.
Hier gleich einmal vorweg: wir geben letztlich keine Empfehlungen, wo es die besten oder schönsten Biwakplätze gibt. Aus drei Gründen: einerseits gibt es mannigfaltig viele Möglichkeiten, andererseits würden explizit genannte kleine Strände dann vielleicht überlaufen. Darüberhinaus gilt ab dem Capo di Feno bis einschließlich Punta di Cappicciolu die „Zone de Protection Renforcée“. Also strengstes Naturschutzgebiet, es ist zwar der Aufenthalt gestattet, aber selbst Biwakieren ist nicht erlaubt. Das sieht konkret so aus, dass abends die “Ranger“ mit dem Motorboot die Küsten abfahren und kontrollieren. Sie können sehr unangenehm werden. Außerdem kennen sie die Gegend besser als jeder andere!
Wir schliefen am Anfang der Tour jedenfalls wie in Abrahams Schoß, eine Kuh kam abends nochmal vorbei, das war es dann auch.
Tag 2
(Campomoru / Senetosa → südlich Roccapiana Strand)
Am nächsten Tag kamen wir erst um 10:15 los und mussten natürlich bitter büßen: an den Kaps Windstärke 5 und kurze, steile, harte Windsee. Naja, wir hatten es nicht anders verdient. Vor allem am Capo di Senetosa hat es besonders geknallt. Die Boote waren noch voll mit Essen und Trinken für eine Woche. Da scheppert es ganz schön, wenn vom 5,9m langen Speedliner mehr als 4m ins Wellental fallen. Mit Abstand vom Kap wird es dann wieder gemütlicher und wir steuern den Plage d’Argent kurz vor der Pointe de Murtoli an. Es ist schon Nachmittag, mit dem 4er-Gegenwind kommen wir nur langsam voran. Die Pause an diesem Traumstrand tut gut. Einige Yachten liegen natürlich auch schon da.
Ein paar Bier gezischt, einen guten Reis-Eintopf zur Stärkung bei dieser anstrengenden Sache gekocht, schön im Schatten abgegammelt und weiter geht es. Hinter der Pointe de Roccapiana stand wieder eine Windsee, dieses Mal mit einem Meter, im Wellental konnte man nicht mehr drübersehen … alles klar, am kommenden Tag wird früh aufgestanden … davor aber fanden wir einen sehr schönen Strand nach Westen mit untergehender Sonne.
Tag 3
(südlich Roccapiana Strand → Sperone)
Heute sollte es die Königsetappe sein. Von unserem Biwak führte der Plan uns zum Campingplatz hinter dem Strand von Sperone gehen (wg des Naturschutzgebietes).
Um etwa 7:00 hielten wir über die Bucht auf das Cap de Feno zu. So früh durchschneiden unsere Boote lautlos das noch glatte Wasser. Als wir am Feno waren, sahen wir auch schon die ersten Wanderer am Turm. Wir fuhren einige Hundert Meter weiter zu einem wunderbaren Picknickplatz – mit Ziegenbock. Hier in der Straße von Bonifacio ist es auch gleich sehr touristisch: die Nähe zu Sardinien, die zu besuchenden Grotten, das pittoreske Bonifacio, alles sehr anziehend.
Mittlerweile hatten wir auch schon den konkreten Wetterbericht für die nächsten Tage: am Mittwoch mittag sollten wir in Porto Vecchio ankommen, ab dann waren 6Bft und stärkere Böen angesagt. Die Tour, wie eigentlich vorgesehen, durch die Lavezzi-Inseln, vielleicht rüber ins Maddalena Archipel zu führen wäre unvernünftig gewesen.
Jetzt hielten wir nach der Pause erst einmal an den Steilen Wänden entlang Kurs auf die Grotte von Sdragonato: eine Felseinfahrt und die Decke der Grotte ist irgendwann einmal eingebrochen, so hatten wir tolle Beleuchtung. Wind, Welle, Wasser, alles wie im Bilderbuch.
In den Fjord von Bonifacio sind wir nicht eingefahren, den Touri-Rummel wollten wir uns schenken. Wir haben unsere Spur entlang der Felswände gezogen, bis nur nächsten Grotte unterhalb des Leuchtturms von Pertusato mit dem „Trou de Saint Antoine“ – sehr sehenswert. Auch für einige Plansch-Paddler die von nahen Stränden dies auch anschauen wollten. Als da eine Horde von 8 Stück ankam, haben wir uns schleunigst verdünnisiert. Auch die einheimischen Jungs mit ihren Mädels, die zum Klettern und Springen da waren, haben sich dann von dannen gemacht.
Also ab, ums Kap und auf direktem Weg zum Strand von Sperone: da gibt es einen guten Slipper, die Boote auf die Wägen und hinauf zum gut einen Kilometer entfernten Campingplatz. In der Hitze zieht sich der Weg ….
Aber Achtung: am Strand gibt es keine ordentliche Kneipe! Nur eine etwas überkandidelte mit Möchte-Gern-Land’s-End-Feeling. Und das Restaurant im Campingplatz macht erst zum 1. August auf … die Vorfreude auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation wurde jäh eingebremst. Das ist natürlich eine sehr individuelle Einschätzung, anderen gefällt da vielleicht riesig, wegen genau dieser Mischung.
Zudem stellte sich in der Nacht das Wetter spürbar um: Westlage und erstmal Regenschauer am Morgen.
Tag 4
(Sperone → südlich “Tahiti-Strand“)
Morgens sind wir dann mit traurigem Blick Richtung Cavallo und Lavezzi nach Norden abgezogen. Es war aber gut, weiterzuziehen und nicht in die Inseln dieser Gegend zu fahren. Der Wind würde kommen. Und zwar eine Woche lang. Ich hatte schon einmal abbrechen müssen. Die Küste ist nicht mehr so spektakular, aber doch sehr interessant. Auch wieder viele kleine Strände, nur vom Wasser aus zu erreichen, auch die großen und bekannten: Rondinara, Palombaggia, Santa Giulia etc etc. Wir fuhren vorbei und suchten unseren privaten Strand, um später nach der gestrigen Enttäuschung einen Biwakstrand zu finden, wie er im Buche steht. Schon in guter Start-Position für die Etappe nach Porto Vecchio, denn am nächsten Vormittag sollte sich der Wind spürbar heben!
Es ist ja häufig so, wenn in Mitteleuropa (schlechte) Westlagen herrschen, dann zieht genau dieser Wind über das französische Zentralmassiv und stürmt durch das Rhône-Tal ins Mittelmeer: der Mistral. Eigentlich ein Westwind, durch die Massiv und Rhône kanalisiert zum nördlichen Wind mutiert, knallt er aufs Mittelmeer, dreht wieder auf Nordwest und trifft auf Korsika. Mal stärker, mal schwächer, mal anders 😉
Tag 5
(südlich Tahiti Strand → Porto Vecchio)
So war es dann auch: Wir fuhren einige Kilometer schön unter Land im Windschatten bis zur Punta di a Chiappa, an einem tollen Campingplatz vorbei, an dem ich schon Ende der 2010er-Jahre 3 tolle Wochen verbracht habe, und kaum rum ums Kap, ging es los: zwei Stunden gegen einen 5-er Wind. Naja, Hirn ausschalten, reinkeulen, spätestens jetzt weiß man wieder, warum man 50 Jahre lang und das ganze letzte Jahr trainiert hat…
Wir sind jedenfalls wohl behalten noch vormittag in Porto Vecchio angekommen. Der Hafen mit Slipper liegt an einem fest Erdplatz (rechts außerhalb des Yachthafens) und da ist dann gleich an der Hauptstraße der Busbahnhof. Einer kann bei den Booten bleiben, der andere holt das Auto, das noch in Propriano steht…
Tag 6 (Landgang → Ospedale, Piscia di Gallu / Piscia di Ghjaddu)
Nachdem wir ja mindestens einen Tag übrig hatten, sind wir dann noch einen Tag Wandern gegangen, hinter/oberhalb Ospedale. Wie quasi überall in Korsika: ein Muss. Auch das Essen in den Bergen. Ich kannte die Gaststätte in Cartalavonu schon von früher… Einfach gut.
Abschließend
Eine tolle Tour! Wenn man Zeit hat, kann man auch sehr gut aus der Bucht von Ajaccio heraus die Tour angehen. Bei der Querung des Golfes von Valinco zu beachten, dass sich in von spätem Frühling bis in den Spätsommer/Herbst der auflandige Wind typischerweise ab etwa 11:00/Mittag hebt und zwar oft sportlich, durch die Trichterform der großen Bucht und die großen „Aufheizungsflächen“ im Hinterland. Da saugt es die Seeluft zuverlässig an.
Eine Erweiterung, je nach Wetter und Zeit in die Inseln ist wunderschön, es gilt allerdings strikt die Naturschutzregeln zu befolgen.
Wichtig ist nur das Wetter, v.a. in der Straße von Bonifacio: durch den Düseneffekt verstärkt sich die Windgeschindigkeit enorm – vor allem eine kräftige Westlage, mit allen Konsequenzen. Auf der Ostseite der Insel ist man dann zwar weitgehend gut geschützt, aber es gibt zwei “Düsen”: zuerst die 4 km-Querung von Punta di Cappicciolu bis zur Südseite des Rondinara-Strands und die Bucht von Porto Vecchio, nördlich Chiappa: bei kräftigem westlichen Wind hat es da kräftig Druck von West!
Unsere Etappen erscheinen nicht als recht lang – das täuscht, wir hatten ganz einfach an den ersten 3 Tagen massiven Gegenwind.
Außerdem gibt es zwischen Feno und Pertusato noch die Abbruch-Möglichkeit in Bonifacio. Der Slipper ist links im Hafen und nur wenige 100 m vom Hafen entfernt, die Hauptstraße links hinauf gibt es einen Camping Platz. Am Hafen ist auch der Busbahnhof.
… schade, dass Uwe nicht dabei sein konnte … ! 🙂